Edith Schütt
Begrüßungsrede zum 30-jährigen Jubiläum von PSI

 

Im Mai dieses Jahres stand ich in dem wunderschönen Park bei dem historischen Tintenpalast in Windhoek. Da kam ein Mann auf mich zu, reichte mir die Hand und sagte: „Frau Schütt, Namibia hat Ihnen sehr viel zu verdanken.“


Diesen Händedruck und diesen Dank gebe ich hiermit weiter an alle die Mitglieder, Freunde und Helfer, die in den vergangenen dreißig Jahren die Arbeit, die Leistung und das Ergebnis unserer praktischen Solidarität ehrenamtlich erbracht haben. Durch Straßenarbeit, Markttag für ein freies Namibia; durch das Sammeln, Bearbeiten von Hilfsgütern und das Packen von 23 Containern, durch Büroverwaltung, Projekte wie „Invest in People's Future“, Sonnenofenbau, Gesundheitsfürsorge und jetzt und für die Zukunft das Projekt „Bodenverbesserungsprogramm für den Norden Namibias“.

 

Ich habe in diesen Jahren immer als Teil von PSI gearbeitet, sowohl hier als auch in Namibia.

 

Ich will ein Beispiel bringen für alles. Ich wurde um Hilfe gebeten: Der Leiter des Berufsbildungswerkes in Valombola, Titus Malangu, berichtete, dass, wenn er alle zwei Wochen nach Hause zu seiner homestead fuhr, eine Anzahl kranker Menschen an seinem Weg warteten, und er hätte das halbe Wochenende zu tun, um ihnen ärztliche Hilfe oder einen Krankenhausaufenthalt zu ermöglichen.

 

In dem ganzen weiten Distrikt gab es kein einziges Auto und kein einziges Telefon. Ob ich helfen könnte, eine Krankenstation einzurichten.

Wir verluden zwei Betten, Matratzen, Nachttische, Schreibtisch, Stühle, Medizin- und Materialschränke und diverses Zubehör, ließen die Bewohner per Buschtrommel zusammenrufen und bauten alles unter einem Baum auf.

 

Viele Menschen kamen, legten weite Wege zurück. Titus stellte PSI und mich vor, zeigte auf die mitgebrachten Gegenstände und bat mich, zu sprechen. Ich machte den Vorschlag, die Bewohner könnten selbst eine Krankenstation bauen und dann an die Regierung schreiben, sie hätten mit Hilfe von PSI aus Bremen diese Station errichtet, und die Regierung möge bitte ein Arzt entsenden.

 

Es fand eine Besprechung statt, die mir in ihrer Würde, Sachlichkeit und Umsicht immer in Erinnerung bleiben wird. Das Ergebnis war eine allgemeine Zustimmung und der Beschluss, so schnell wie möglich anzufangen, weil nur noch wenig Wasser von der letzten Regenzeit vorhanden war. Ich gab das Geld für den Zement, und die Clinik wurde gebaut.

 

Die Regierung antwortete, es gäbe zu wenig Ärzte, sie würde jede Woche eine examinierte Krankenschwester schicken, die die Kranken dort behandeln und Schwerkranke in ein Krankenhaus bringen könnte.

 

Dies klappt nun seit mehr als 15 Jahren. Als bekannt wurde, dass ich in Namibia bin, wurden wir eingeladen. Es waren mehr als 30 Menschen gekommen, die sich freuten, sich bedankten, und mit Gesang und Tanz wurde die Clinik auf meinen Namen getauft.

 

Diese dankbare Anerkennung gebe ich ebenfalls weiter nach Bremen. Ich hätte keine Clinik ermöglichen können, wenn wir nicht alle gemeinsam ein ganzes Wochenende mit Ketten und Seilen Krankenbetten und Matratzen vom Dachboden des Krankenhauses in Wildeshausen geleiert, zahlreiche Fuhren nach Bremen in den Hafen manövriert und die Betten fachkundig in den Containern verstaut hätten. So dass ich alles in Namibia unbeschädigt entladen konnte. Immer gab es jemanden, der das fachmännisch konnte, was gerade gebraucht wurde.

Diese Teamarbeit – das ist PSI. Dazu kommen Freunde, Helfer und Spender und alles zusammen,

 

DAS IST 30 JAHRE PRAKTISCHE SOLIDARITÄT.