BERICHT VOM PROJEKT
“BODENVERBESSERUNGSPROGRAMM IN NAMIBIA” im Mai 2015

Am Donnerstag wurden wir in Kaisosi empfangen. Wir wurden auf dem Gelände herumgeführt und besichtigten

verschiedene Anpflanzungen von Moringabäumen, alle aus Samen gezogen und mit Datum versehen, sowie mit Markierung, ob mit EMa behandelt oder nicht. Es waren auch Töpfe mit kleinen Setzlingen zu sehen, die, wie wir es verstanden haben, bei den Teilnehmerinnen des Projektes ausgepflanzt werden sollen.

 

 

Insgesamt gab es vier Kategorien:
1. Setzlinge wurden in dem normalen Boden von Kaisosi gepflanzt und mit normalem Wasser = ohne EM gegossen.
2. Setzlinge wurden in Sand, der aus dem Fluss herbeigeholt wurde, gepflanzt und mit normalem Wasser = ohne EM gegossen.
3. Setzlinge wurden in normalen Boden aus Kaisosi. gepflanzt und mit EM gegossen.
4. Setzlinge wurden in Sand aus dem Fluss gepflanzt und mit EM gegossen.

 

 

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  Kaisosi Soil  Fluss Sand  Kaisosi Soil Fluss Sand
Wasser von Brunnen von Brunnen EM EM
Sprießen 45/50 48/50 37/50 39/50
Länge 4,5 – 8 cm 4 – 10 cm 3 – 10 cm 6 - 14 cm
Weite 7 – 10,5 cm 6 – 12 cm 4 – 13 cm 5,5 – 14 cm

 

Die Verknüpfung der Umwandlung des Bodens mit der weiträumigen Anpflanzung von Moringabäumen kam zustande durch die bedeutenden Erfolge der beiden ersten Versuchsäcker, auf Grund derer Komeho die Stiftung EIF (Environmental Investment Fund) gewinnen und damit Mittel einwerben konnte.

 

Für die teilnehmenden Frauen zeigen sich schnell sichtbare Ergebnisse und viel Arbeit, die sie sofort tun können.

 

Am 08. Mai wurde der bisherige Leiter dieser Komeho-Niederlassung verabschiedet und der Nachfolger, Nikolaus Nauyoma, durch einen ausführlichen Vortrag von Harald Schütt in die EM-Technologie eingewiesen.

 

Am Freitag Nachmittag fand der regelmäßige Unterricht statt. Es sind neun Frauen erschienen. Edith Schütt stellte in ihrer Begrüßungsrede dar, wie wichtig die Arbeit dieser Frauen ist, um das Leben auf dem Land lebenswert zu gestalten, eine gesunde ausreichende Ernährung zu sichern, die Kinder in einer gesunden Umgebung aufzuziehen und die Abwanderung in die Städte zu vermeiden.        

 

Harald Schütt wiederholte und vertiefte die Kenntnis der EM-Technologie in einfacher Form. Er wies auf das große Ziel hin, Ernährungssicherheit für die aktuelle und die folgende Generation zu erreichen und zeigte im praktischen Teil die Aktivierung des EM1 zu EMa, was unter Hinzufügung von Zuckerrohrmelasse eine wirkungsintensive Vermehrung von 1 : 30 ergibt. Mit diesem EMa wird sowohl das Gießwasser angereichert, als auch die Herstellung von Bokashi ermöglicht. Es handelt sich dabei nicht um eine Verdünnung des EM1, sondern um die Aktivierung der im EM1 schlummernden Effektiven Mikroorganismen, die aufgeweckt und mit der Melasse gefüttert werden. 

 

Bokashi ist das wichtigste Mittel für die Umwandlung des Sandbodens in Humuserde. Es wird hergestellt aus Grün- und Küchenabfällen, die mit EMa angereichert werden und unter Luftabschluss fermentieren. Wie wir bereits früher festgestellt hatten, fallen Küchenabfälle hier insgesamt nicht an. Wir hatten mit gutem Erfolg frisches Grün, sogenanntes Unkraut, mit EMa versehen und nach ca. zweiwöchiger Reifezeit in einem luftdichten Behälter mit möglichst wenig Sauerstoffzufuhr in die Erde gebracht. Bei der Besichtigung haben wir gesehen und darauf hingewiesen, dass eine beachtliche Menge an Grün vorhanden ist, das für Mensch und Tier nicht unmittelbar verwertbar ist und für die Herstellung von Bokashi verwendet werden kann.

 

Inwieweit mit einem allgemeinen Verständnis zu rechnen ist, wird sich zeigen, wenn der neue Leiter mit den einzelnen Teilnehmerinnen zusammen arbeitet. Die Fragen in der anschließenden Diskussion waren zum Teil zögerlich. Man konnte sich den Erfolg noch nicht recht vorstellen. Die Menschen kennen ja auch nur den Sand. Aus diesem Grunde soll unbedingt auf dem Komehogelände ein für alle sichtbares Beet angelegt und über längere Zeit mit EM bearbeitet werden, bis guter Ackerboden entstanden und für alle sichtbar ist.

 

Am Sonnabend besuchten wir mit dem Mitarbeiter Simon einige der Teilnehmerinnen. Wir wurden sehr herzlich aufgenommen und waren erfreut über die Lebhaftigkeit der Darstellungen. Es ging hauptsächlich um die Moringabäume und um die Anzucht von Gemüse in den Zwischenräumen. Die eingezäunten Beete waren jeweils in der Mitte geteilt, und man konnte sehr deutlich den Unterschied sehen zwischen den mit EMa begossenen und den nicht mit EMa begossenen Pflanzen, sowohl bei den Bäumen, als auch beim Gemüse. 

 

Bokashiherstellung war noch kaum verwirklicht. Wir konnten die vorgesehenen Behälter noch nicht liefern, die sicher die Motivation zur Zubereitung von Bokashi anregen werden. Es gab einige Anfänge in verschlossenen Plastiktüten oder -säcken, wie wir es früher gezeigt hatten; allerdings werden diese doch recht dünnen Plastikfolien von Ratten und anderen Nagetieren leicht durchgefressen, um sich an dem leckeren Inhalt gütlich zu tun. Deswegen hatten wir beschlossen, die Teilnehmerinnen mit 25 Liter fassenden, verschließbaren Plastiktonnen auszurüsten. In dem Unterricht, den die Frauen seit längerem erhalten, wurde in einer Tonne auf dem Gelände Bokashi hergestellt. Es wurde gezeigt, wie die groben Erntereste von Hirse und Mais zerkleinert, eingefüllt, gestampft und mit EMa geimpft werden, so dass die Frauen diese Arbeitsabläufe kennen und können, wenn sie die Behälter bekommen haben.

 

Ein weiteres wichtiges Thema des Unterrichts ist, die Landwirtschaft um den Anbau von Gemüse zu erweitern. Denn es ist ein wesentlicher Teil unseres Projektes, die Ernährung zu bereichern und größere Ernten für die Vermarktung zu erzielen.

Die Frauen lernten, Kohl, Zwiebeln, Karotten und Mutete (ein Gemüse ähnlich unserem Spinat) anzubauen.

 

Am Montag trafen wir zusammen mit der örtlichen Direktorin von Komeho, Frau Elfriede Kalira, und Vertreterinnen von EIF. Nach ausführlichen Besuchen und Besichtigungen wollten die Farmerinnen zeigen, was sie gelernt haben. Sie kochten die geernteten Gemüse, eine große Portion Maisbrei, und vor allem viele Blätter und Blüten von den Moringabäumen. Aus den Blüten wurde auch schmackhafter Tee angeboten. Für die meisten war es das erste Mal, dass sie „grünes Essen“ aßen. Alle fanden es gelungen und feierten dieses Treffen mit viel Gesang und Tanz. 

 

Eine Teilnehmerin bat uns nachdrücklich um einen Besuch. Ihr Problem ist, dass ihre Hühner sich durch den Zaun drängeln, wenn mit EMa gegossen worden ist, und alles, was sprießt, abpicken. Die Zäune bestehen aus senkrechten Stöcken und quergespannten Drähten, die nicht auf die Aussperrung solcher „Eindringlinge“ berechnet sind. Wir haben empfohlen, die Dichtigkeit der Zäune mit Zweigen und anderen natürlichen Materialien zu verbessern. Später haben wir beobachtet, dass Hunde, wenn Bokashi eingebracht wurde, wie besessen scharren und den geimpften Sand fressen. Der Boden ist so verarmt an Nährstoffen, dass auch die Nahrung für Mensch und Tier keine ausreichenden Nährstoffe enthält. Die Tiere haben den Wert der Effektiven Mikroorganismen sofort begriffen. Man kann Mangelerscheinungen und Krankheiten bei Mensch und Tier mit EM behandeln. Man kann es auch selbst trinken.

 

In Windhoek hatten wir ein Treffen mit der Direktorin unserer Partnerorganisation Komeho. Diese Organisation ist sehr dankbar für unsere Arbeit, die ihr eigentliches Programm der Zusammenarbeit mit den ansässigen Farmerinnen beflügelt und bereits erhebliche Entwicklungsprozesse in Gang gebracht hat. Frau Nella Kasuto verspricht sich viel von der EM-Technologie und hofft sehr, dass der neue Manager, Nikolaus Nauyoma, lange im Projekt bleiben und auf Grund seiner akademischen Bildung die EM-Technologie mental erfassen und pädagogisch umsetzen wird. Anders als alle seine Vorgänger kommt Nikolaus selbst aus dieser Gegend und hat uns versichert, dass diese Tätigkeit für ihn wie „Heimkommen“ ist. Nach seiner Aussage hat er Landwirtschaft studiert, um eben diese Gegend zu entwickeln. Es ist unser Eindruck, dass er sehr ernsthaft bei der Sache ist und sich sehr für biologische Boden-verbesserung interessiert. Allerdings müssen wir hier auch anmerken, dass es für eine kleine Nichtregierungsorganisation wie Komeho nicht möglich ist, dieselben Gehälter aufzubringen, wie z.B. die Regierung oder große ausländische Organisationen. Deswegen bleibt die Gefahr immer latent vorhanden, dass jeder Projektleiter in Kaisosi eine lukrativere Stelle angeboten bekommt und dann das Projekt verlässt.

 

Wir sind immer wieder bestürzt über das Ausmaß der Armut. Nach der großen Dürre in der vorletzten Saison besuchte Harald die Farmerinnen, und es war buchstäblich nichts mehr da. Jetzt gibt es die Wasserstelle, und wir konnten auch die Hipporoller für alle am Projekt teilnehmenden Farmerinnen besorgen. Damit können sie 40 Liter Wasser transportieren und auch bei wenig Regen ihre Anpflanzungen erhalten, was vorher auch bei allem Fleiß nicht zu schaffen war, denn es sind weite Wege zurückzulegen.

 

Die Anpflanzung der Moringabäume und ihre Behandlung mit EMa sowohl bei der Aussaat in den Töpfen, als auch beim Gießen nach dem Auspflanzen bringt bereits sichtbare Erfolge. Die Anlieferung von frischen Moringablättern wird den Farmerinnen bezahlt.

 

Es sind verschiedene Verarbeitungs- und Verwertungsmöglichkeiten in der Planung. Alle Teile des Moringabaumes sind essbar und für die Gesundheit von Mensch und Tier verwertbar. Der Verzehr von frischem Grün ist sehr gesund. Aus den Samen kann hervorragendes Öl hergestellt werden. Wirksame Medikamente ohne schädliche Nebenwirkungen sind bereits entwickelt, und unsere Frauen können als Geschäftspartner von Biofirmen auftreten, die Moringa verarbeiten.

 

Abschließend zu unserem Besuch vereinbarten wir, dass Harald Schütt in etwa sechs Wochen in Kaisosi die mit Nikolaus geplante Anlage des Musterbeetes nochmals allen Teilnehmerinnen zeigt und erklärt und die Herstellung von Bokashi auf möglichst alle Farmen ausweitet. Nikolaus wird dafür sorgen, dass der früher von PSI eingebrachte Häcksler, ebenso die Vorrichtung für die Zerkleinerung der groben Ernterückstände von Mais und Hirse bei ihm aufbewahrt und unter seiner Regie eingesetzt werden. Er wird das EM1 und die Melasse verteilen. Die Hipporoller und die Bokashitonnen bleiben Eigentum des Projektes und müssen bei Nichtgebrauch oder Ausscheiden zurückgegeben werden.

 

Da die kleinen Anfänge so sprunghafte Erfolge zeigen im Hinblick auf Wuchs, Erntemenge und Freiheit von Ungeziefer, sind wir alle sicher, dass die Bewohner – wie Sarafina es formulierte - „in naher Zukunft eine Ernte erzielen werden, die ihnen eine ausreichende Ernährung sichert“.

 

Am Freitag, dem 15. Mai, waren wir eingeladen, in einer einstündigen deutsch-sprachigen Sendung im Radio ein Interview zu geben. Diese Sendung wurde am Sonnabend wiederholt.Zuerst wurden wir über die Gründung und die Ziele von PSI befragt, dann über die Arbeit und die Projekte in den 30 Jahren ihres Bestehens. Im dritten Teil haben wir über das Bodenverbesserungsprojekt berichtet, das auf der Verwendung Effektiver Mikroorganismen - EM -beruht.

 

Harald hat die EM-Technologie erläutert, die Forschung von Professor Teruo Higa in Japan, der mit der vorher für unmöglich gehaltenen Kombination aerober und anaerober Mikroorganismen die dreifache Reisernte erzielen konnte. Er hat sein Forschungsergebnis nicht patentieren lassen. Es soll allen offenstehen. Sein Buch heißt: „An Earth Saving Revolution“.

 

Edith berichtete, wie sie, als sie EM kennengelernt hatte, in ihrem Garten eine Kiste mit sterilem Sand füllte, EM hineingab, zudeckte, nach zwei Wochen Grassamen draufstreute und zu ihrer großen Überraschung und Freude üppiges grünes Gras bekam.

 

Edith und Harald Schütt