Projekt 5
Das PSI-Kindergartenprojekt

Als Joachim im Februar 2017 aus Namibia zurückflog, wo er in Kaisosi unser Bodenverbesserungsprojekt 1 betreut und Projekt 2 eingerichtet hatte, da hatte er ein Problem in seinem Reisegepäck: er hatte Kinder gesehen, 52 Kinder, die in einem lichtlosen Kirchenraum gehütet wurden. Dieser Raum war ihnen gekündigt worden; in wenigen Monaten sollten sie diesen Platz verlassen.

 

Diese Kinder brauchen einen Kindergarten. Das war ein Problem, das gelöst werden musste. Joachim wurde gefragt, ob wir mit Hilfe von Spendern den Kindergarten bauen könnten.


Wir haben in Namibia kurz nach der Unabhängigkeit ein Projekt geschaffen „Invest in People's Future“ und haben Familien unterstützt, damit sie ihre Kinder zur Schule schicken konnten. Drei studieren jetzt an der Universität, eine hat eine höhere Position in der Verwaltung.

 

Für die Kleinen stellt sich das Problem so dar, dass sie in ihrem Kleinkinderleben keine Vorstellung einer Art schulischen Lernens gewinnen können, weil sie nur auf Nachahmung des jeweiligen Elternteils ausgerichtet sind. Wir haben schon vor zwanzig Jahren in Windhoek-Katutura zwölf Vorschulkindergärten eingerichtet und die Betreuerinnen ausgebildet.

In der Kavangoregion, in der wir mit unserem Bodenverbesserungsprojekt arbeiten, gibt es eine Mehrzahl von Haushalten mit allein erziehenden Müttern, so dass dort auch die Orientierung am Vater fehlt. Fast alle unsere Partnerinnen konnten in der namibischen Vergangenheit keine Schule besuchen. Sie sprechen zumeist auch noch nicht Englisch, welches seit der Unabhängigkeit Landessprache ist. Sie sind somit von der medialen Information abgeschnitten. Aus Unwissenheit erhalten viele auch nicht die staatlichen Hilfen, die ihnen zustehen.( AZ vom 14.06.2017)

Die Kinder müssen auf den Besuch der Regelschule vorbereitet werden, denn eine Schulbildung ist die einzige Möglichkeit, einen Beruf zu erlernen um einen Platz in der Gesellschaft zu finden; für sich, für ihre Elterngeneration und später für ihre Kinder.

 

 

 

So wurde aus dem Problem das PSI-Projekt „Pre-Primary-School in Kaisosi“.

Joachim und Edith, die im Mai 2017 kamen, um das Projekt 3 des Bodenverbesserungsprojektes ins Werk zu setzen, berieten mit einer Nicht-Regierungs-Organisation, bestehend aus Eltern, Architekten und Vertretern der kommunalen Verwaltung, wie der Kindergarten gebaut werden soll.

Edith ist es gelungen, einen Sponsor zu finden, der bereit war, diesen Vorschulkindergarten zu finanzieren. Heinz Schröder ist Lehrer im Ruhestand und wollte gerne etwas für Kinder tun. Er wollte nicht nur Geld irgendwo hinschicken, er wollte die Kinder sehen, den Bau verfolgen und Teil der Problemlösung sein.

Er nahm mit Edith zusammen eine Reise auf sich in das ihm unbekannte Afrika mit +35 Grad Hitze. Die Strapazen waren aber schnell vergessen, als wir mit einem Volksfest empfangen wurden. Alle waren da, Männer, Frauen und Kinder, so viel Freude und Dankbarkeit verschlug uns den Atem.

Heinz wird gefeiert als Spender, Edith, die schon seit über 30 Jahren für namibische Kinder sorgt, als „Mutter des Kindergartens“, der den Namen erhält: „Kuku Edith Schütt Pre-Primary-School“.                                  

 

Heinz Schröder und Headwoman

 

Der Kindergarten wurde nicht an dem früher vorgesehenen Platz errichtet. Die Gemeinde stellte ein anderes Grundstück zur Verfügung, von dem aus die Kinder nicht direkt auf die Straße laufen können. Dort konnten wir nun ein im Rohbau befindliches Gebäude bewundern, wo geschaufelt, verputzt, am Dach gearbeitet wurde.


 

 

 

 

Alle Begrüßungsgäste waren versammelt, und die Kinder saßen erwartungsvoll auf ihren Stühlchen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Edith betritt den ersten Klassenraum

 

 

Es stellte sich heraus, dass der Bau von Toiletten vergessen worden war – in den wenigsten homesteads gibt es Toiletten. Ebenfalls war in der Kostenberechnung das Geld für die Fensterscheiben vergessen worden - niemand hat zu Hause verglaste Fenster. Heinz sagte spontan: „Was dies alles kostet, bezahle ich auch noch“.

In der Woche unseres Aufenthaltes gingen die Arbeiten weiter, und am 9. Oktober verabschiedeten wir uns von vielen frohen Menschen, von Handwerkern und von einem stattlichen Kindergartenrohbau.

 

 

Im Dezember kam Joachim und beim Blick auf den Kindergarten wurde klar, dass von Fertigstellung keine Rede sein konnte. Es zeigte sich, dass alle anstehenden, noch auftauchenden, noch möglichen und unbedingt zu erledigenden Fragen und Arbeiten auf Joachim und Simon zukamen.  


Es fehlte zwischen Klassenraum und Dachkonstruktion die Zwischendecke. Joachim kaufte sie in Rundu, sie wurde eingebaut und gestrichen, aber die Farbe hielt nicht trotz fachlicher Beratung. Einige Glasscheiben waren nicht richtig zugeschnitten, einige zerbrochen. Sie mussten in Rundu neu geholt werden. Ebenso fehlten Sand und Zement für das Toilettengebäude. Zwei Türklinken waren kaputt. Dem Klempner fehlten zwei Schrauben, ohne die ging nichts mehr. Also noch einmal nach Rundu. „Wird sonst noch irgendwas gebraucht?“ „Nein, alles o.k.“ Zwei Stunden später: „Joachim, die Farbe reicht nicht!“ Der Maler steht da mit dem Pinsel in der Hand. „Ihr hattet doch aber zu viel Farbe?“ „Ja, hatten wir, aber jetzt haben wir zu wenig“. Nichts geht mehr. Erst, als Joachim zu seinem Autoschlüssel greift, läuft der Maler erleichtert weg und wird nun mit dem Pinsel in der Hand warten, bis Joachim zum vierten Mal an diesem Tag aus Rundu zurückkommt – mit der Farbe. Viel Planung, Geld und Lastwagentransporte erforderte letzlich der Zaun, der das Ganze umschließen, beschützen und heimisch machen soll. Er kann wegen unsicheren Grenzverlaufs nicht vollständig fertiggestellt werden.

 

An diesen heißen Dezembertagen arbeiten Joachim und Simon bis zum Einbruch der Dunkelheit, abends um 18 Uhr. Fast täglich gibt es Gewitter und Regengüsse, auf die man sonst jedes Jahr so sehnsüchtig wartet.

 

Am 20. Dezember kommt eine EMail in Bremen an: „Geschafft“. Edith liest sie und sieht die Bilder und ist so glücklich und ergriffen, dass sie nur schreibt: „Ich kann nichts sagen“. Sie hat alle Phasen ihres Kindergartens von der Idee bis zu diesem „Geschafft“ miterlebt.

Joachim kommt zurück nach Bremen mit der Bemerkung: „Bleibt genug zu tun für's nächste Mal“.

 

Am 8. Januar 2018 kehrt das Leben in den Kindergarten ein. Die von PSI gekaufte Schaukel wird sofort bestürmt. Jede Familie soll monatlich einen Beitrag für die notwendigen Kosten leisten. Aber viele Familien sind mittellos, und viele Kinder sind Waisen. Das Organisationsteam und die Betreuerinnen arbeiten ehrenamtlich. Es gibt Vorschläge, dass Lehrer und ältere Schüler der Sarusunguschule freiwillig mithelfen.

 

Für die Vorbereitung der Kinder auf die Schule gibt es ein Programm, das geeignet ist, die Phase der „Aufbewahrung“ zu beenden und die Kinder zu selbstständigen Persönlichkeiten zu entwickeln.

 

General Health Visual Skills
Body awareness Authority Skills
Large Motor Skills       Emotional ans Social Skills
Ball Games Language
Fine Motor Skills Concentration
Eye movements Numeracy Skill

 

Für jedes Arbeitsgebiet wird die Durchführung und Erfolgsbeobachtung erklärt. Joachim und Simon haben Hefte gekauft, Plakate, die z. B. das Alphabet zeigen oder die Zahlen, aber auch den menschlichen Körper und Länder der Erde. Ferner gibt es Workbooks von eins bis sechs, in denen die Kinder selbstständig arbeiten können, und die je nach der individuellen Entwicklung nacheinander ausgehändigt werden.


Diese Hefte machen in ihrer Vielseitigkeit und Plausibilität einen hervorragenden Eindruck.

 

 

 

 

 

 

Aber ohne Einweihung geht es nicht.


Am 20. April ist dann der große Tag für die Einweihung der Kuku-Edith-Pre-Primary-School.


Gäste:
  – Principal of Sarusungu Combined School
  – Director of Wazugu High School
  – Teacher
  – Steven Indirha
  – Komeho Namibia Administration
  – Headwomen of Kaisosi
  – Ms Vicky Kauma Councilor of Rundu Urban
  – Ms Edith Schütt the leader of PSI
  – Mr Harald Schütt Country Represantative of PSI
  – The Press Media


An Stelle des Gouverneurs erscheint ein Abgesandter des Gouverneurs. Die Kanzlerin Vicky Kauma hält eine bewegende Rede. Sie betont, wie wichtig es ist, dass die Kinder auf die Schule vorbereitet werden. Ebenfalls die Headwoman und der Prinzipal der Sarusunguschule stellen dar, wie wichtig diese Möglichkeit ist, dass die Kinder auf die Regelschule vorbereitet werden und damit die Möglichkeit bekommen, eine gute Schulbildung zu erreichen als Voraussetzung für Berufsausbildung, Studium und positive Lebensgestaltung.


Steven Indirha sagt in seiner Dankesrede: “Es ist ein historisches Ereignis, dass es in der Kavango-Region eine solche Schule gibt“.  

 

Edith mit Simon Fray unser Projektmanager
in Kaisosi

 

 

 

 

Nachdem wir nun die Gärten eingerichtet haben unter Verwendung von Effektiven Mikroorganismen, wollen wir in Absprache mit den Teilnehmerinnen jetzt einen "open market" im Dorf einrichten. Dort können sie ihr Gemüse, ihre Hühner und ihre handwerklichen Erzeugnisse verkaufen.  

 

Edith Schütt

 

NACHWORT:

Für alle diese Aktivitäten bitten wir um Unterstützung:

Das Konto: PSI Bremen DE13 2905 0101 0016 0831 80. Sparkasse Bremen

Eine Spendenquittung für das Finanzamt wird übersandt.

 

VIELEN DANK IM VORAUS.